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Was sind Sofortimplantate?

In den letzten Jahren sind sogenannte Sofortimplantate immer mehr zum Trend geworden, denn sie werden in modernen Zahnarztpraxen heute genauso häufig durchgeführt wie herkömmliche Früh- oder Spätimplantate. Fachleute sind sich hinsichtlich der Wirkung dieser zahnmedizinischen Operationsmethode nicht einig, ob es sich dabei um eine überbewertete oder in der Zukunft unverzichtbare Technik handelt. Obwohl für den Patienten die zahlreichen Vorteile überwiegen, müssen bei dieser relativ jungen Behandlungsform auch einige Risiken in Kauf genommen werden. Wie bei jeder anderen Zahnbehandlung gilt auch für die Sofortimplantation, dass sie immer nur von erfahrenem und fachlich anerkanntem medizinischem Personal durchgeführt werden sollte, um mögliche Spätschäden zu vermeiden.

Was ist ein Sofortimplantat?

Sofortimplantate werden in Form einer künstlichen Zahnwurzel durch einen chirurgischen Eingriff unmittelbar nach der Zahnextraktion in der gleichen Sitzung eingebracht. Diese modernen künstlichen Zahnwurzeln sind meist Schraubimplantate, die ein nach unten verjüngtes Ende aufweisen. Durch ihre konische Form ermöglichen Schraubimplantate ein wesentlich effizienteres und genaueres Eindrehen in das Knochenmaterial und eignen sich daher ideal für Sofortimplantate. Sie sind besonders schonend zum umliegenden Knochenmaterial, gewährleisten eine optimale Primärstabilität und kommen der natürlichen Form einer Zahnwurzel am nächsten.

Im Zuge einer Sofortimplantation, im englischen Fachgebrauch als „immediate placement“ bezeichnet, wird eine künstliche Zahnwurzel in meist konischer Form direkt im Anschluss an die Entfernung des natürlichen Zahns in den Kieferknochen eingesetzt. Wird auf die künstliche Zahnwurzel sofort eine provisorische Krone aufgesetzt, auf die der Patient, um einer Überbelastung vorzubeugen, etwa die ersten sechs bis acht Wochen nach dem Eingriff nicht beißen sollte, sprechen Zahnmediziner von der sogenannten „immediate restoration“. Ein Sofortimplantat ist allerdings nicht mit dem sogenannten sofortbelastbaren Zahnimplantat, dem „immediate loading“ zu verwechseln, das meist mehrere gleichzeitig eingebrachte Implantate umfasst, die vor dem Einsetzen mit einem Kronenblock miteinander verbunden sind, um dann mit einer kaustabilen Krone versorgt zu werden, die eine normale Kautätigkeit ab dem Eingriff ermöglicht.

Zufriedenstellende Optik direkt nach der Operation

Ob ein direkt nach der Zahnentfernung eingesetztes Implantat gleich mit einer provisorischen Krone verbunden wird und möglicherweise sogar zum Kauen verwendet werden kann, hängt davon ab, wie stabil das Implantat im Kieferknochen eingebracht worden ist. Der Zahnmediziner kann die Primärstabilität messen, indem er während des Eindrehens der Schraube des Implantats den Drehmoment analysiert. Für die Messung kommen sogenannte Drehmomenttratschen zur Anwendung. Dies sind Geräte, die in ähnlicher Form auch ein Automechaniker benutzt, um die Felgenschrauben anzuziehen. Ergibt die Messung des Drehmoments der Implantatschraube einen Wert von über 30 bis maximal 60 Ncm, kann der Arzt die Möglichkeit eines sofortbelastbaren Implantats in Erwägung ziehen, vorausgesetzt, es muss kein gleichzeitiger Knochenaufbau erfolgen und es sind noch genügend umliegende Zähne für eine angemessene Kautätigkeit vorhanden. Besteht eine zufriedenstellende Stabilität eines Implantats, gelten weder Sofortimplantation noch Sofortbelastung als Risikofaktoren. Ist es aus verschiedenen Gründen, die der Zahnmediziner sorgfältig abwägen wird, nicht möglich, eine provisorische Krone auf das Implantat anzubringen, kann die entstandene Zahnlücke trotzdem sofort kosmetisch versorgt werden. Dazu stehen sogenannte Marylandbrücken zur Verfügung, die an das benachbarte Zahnmaterial geklebt werden können. Sie sind nicht nur aus ästhetischer Sicht sinnvoll, um das Aussehen des Gebisses wiederherzustellen, sondern schützen auch das Implantat vor möglicher Überbelastung. Der Patient verlässt unmittelbar nach der Entfernung des Zahns die Arztpraxis ohne unangenehme Zahnlücke. Nach ungefähr zehn Wochen entfernt der Zahntechniker die Marylandbrücke und ersetzt diese durch eine Krone, die fest sitzt und wie ein natürlicher Zahn aussieht.

Vorteile von Sofortimplantaten

Aus der Sicht des Patienten ergeben sich durch das Einsetzen eines Sofortimplantats drei wesentliche Vorteile. Nachdem durch die Entfernung des natürlichen Zahns eine Lücke entstanden ist, kann diese im selben Eingriff in jedem Fall und unabhängig von der Beschaffenheit des Kieferknochens mit einem Provisorium, das auf das Implantat aufgesetzt wird, versorgt werden. Dies geschieht nach einem für den Patienten äußerst attraktiven Prinzip des „schlechter Zahn raus, Implantat hinein“. Die Behandlungsdauer und Wartezeit verkürzen sich für den Patienten signifikant, da er nach der Extraktion des natürlichen Zahns nicht monatelang warten muss, bis die Wunde verheilt ist. Durchschnittlich dauert es nach der Entfernung etwa zwei Monate, bis eine normale Implantation vorgenommen werden kann. Mit dem Einsetzen eines Sofortimplantats entsteht für den Patienten eine wesentlich geringere Belastung durch psychischen Stress, Nervosität und Angstgefühle, da die Entfernung, die Implantation und anschließend die Versorgung mit einer Krone in einem Eingriff vorgenommen werden. Daher ist nur eine Sitzung und damit ein einziger Besuch beim Zahntechniker vonnöten. Dies bedeutet für den Patienten einen verminderten Aufwand an Zeit und Kosten bei gleichzeitiger Maximierung von Komfort und ästhetischem Empfinden. Da die Oberfläche von für die Sofortimplantation verwendeten Schraubenimplantaten in speziell entwickelten, hochmodernen Verfahren angerauht oder mit einer Beschichtung versehen wird, kommt es zu einer wesentlich besseren und schnelleren Einheilung der künstlichen Zahnwurzel in das Gewebe des Kieferknochens. Daraus ergibt sich als weiterer großer Vorteil von Schraubenimplantaten eine absolute Minimierung des Abbaus von Knochengewebe.

Sofortimplantate

Sofortimplantate ©iStockphoto/Guido Vrola

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Sofortimplantation

Nicht jeder Zahnarzt bietet Sofortimplantate an, denn einige Mediziner verweisen auf eine ganze Reihe von Risiken, die sich durch diese Art der Behandlung ergeben können. Wissenschaftliche Abhandlungen, Untersuchungen und Studienergebnisse zu diesem Thema widersprechen sich teilweise, und dadurch ist es schwer zu beurteilen, ob ein Sofortimplantat immer risikofrei und erfolgreich sein wird. Ein seriöser Facharzt wird in jedem Fall eine ausführliche und sorgfältige Diagnose der Beschaffenheit von Kieferknochen und Zahnmaterial stellen, bevor er eine Sofortimplantation vorschlägt. Dabei muss er einige Auswahlkriterien berücksichtigen, denn nicht immer ist ein Sofortimplantat eine sichere und geeignete Lösung.

Der Facharzt muss sicherstellen, dass das zu behandelnde Gewebe intakt ist, damit das Implantat gut einwachsen kann und dauerhaft hält. Die Grundvoraussetzung dafür ist, dass der Zahn, der entfernt werden muss, keine eitrige oder akute Infektion aufweist. Wenn dies der Fall ist, muss der Arzt geeignete Maßnahmen setzen, um den Akutzustand der Entzündung zu beheben, bevor er ein Implantat einsetzt. Auch das Gewebe des Zahnfleisches (Gingiva) muss intakt sein und darf sich vor allem an der zur Wange gewandten Außenseite nicht vom darunterliegenden Knochen abgelöst haben oder einen Spalthautlappen aufweisen. Die Ausnahme bilden hier manche Patienten, die über ein besonders dickes Zahnfleisch verfügen. Um Fehlstellungen des gingivalen Gewebes zu beheben, kann eine Bindegewebstransplantation vorgenommen werden. Der kaputte Zahn sollte danach möglichst schonend entfernt werden. Das Implantat wird weiter innen als der ursprüngliche Zahn an der zu behandelnden Stelle eingesetzt, um einen gewissen Raum zur Außenseite freizulegen. Um die im Zuge der Behandlung ausgedünnte bukkale Lamelle aufzufüllen, wird an dem entstandenen Freiraum eine Mischung aus eigenem Knochenmaterial und Knochenersatz eingearbeitet. Der richtig gewählte Durchmesser des Implantats muss immer etwas kleiner sein als der des ursprünglichen Zahns, um einen Abstand zu den benachbarten Zähnen von etwa einem bis zwei Millimeter zu gewährleisten. Dies garantiert neben ausreichendem Raum für die Auffüllung von Knochenmaterial auch eine Primärstabilität des Implantats. Um eine mögliche Infektion nach dem operativen Eingriff zu verhindern, muss der Patient für etwa eine Woche geeignete Antibiotika einnehmen. In den meisten Fällen muss das Sofortimplantat nach der Operation vor Überbelastung geschützt werden. Dazu positioniert der Mediziner eine Wundschutzplatte über das Implantat und ordnet dem Patienten für die erste Zeit ein Kauverbot an.

Ein stetig steigender Trend der hochmodernen Zahnmedizin

Trotz dieser vielen Grundvoraussetzungen werden in modernen Zahnarztpraxen mittlerweile in über fünfzig Prozent aller Fälle nach der Entfernung eines Zahns Sofortimplantate gesetzt. Noch vor einigen Jahren mussten sich Patienten, die sich für diesen operativen Eingriff entschieden, mit beschränkten Prognosen auseinandersetzen. Durch stetig neue technische und medizinische Entwicklungen auf diesem Gebiet unterscheidet sich die Erfolgsquote heute kaum mehr von herkömmlichen Implantaten. Durch gezielte Behandlungsmethoden ist ein Sofortimplantat sogar häufig bei akuten Zahninfektionen möglich. Einschränkungen bei der Möglichkeit einer Sofortimplantation stellen in erster Linie eine sehr große Zahnwurzel wie im Bereich der Seitenzähne sowie Knochendefekte dar. Die Einbringung von Sofortimplantaten ist vor allem bei einer nicht vorhandenen äußeren Knochenlamelle oder Knochendefekten nach akuten Entzündungen der Wurzel erheblich eingeschränkt. In solchen Fällen können Zahnentfernung und Implantation nicht im Zuge eines Eingriffs erfolgen, sondern es ist eine Pause vor dem Knochenaufbau vonnöten, bevor das Implantat eingebracht wird.

Nachdem der Facharzt nach einem umfassenden Risikoscreening die geeignete Behandlungsmethode definiert, liegen die Erfolgschancen von Sofortimplantaten wie bei herkömmlichen Spätimplantaten zwischen 95 und 98 Prozent. In seltenen Fällen, wenn ein Implantat nicht einwächst, wird der Zahnarzt eine Nachbehandlung als Spätimplantat durchführen, ohne dass für den Patienten zusätzliche Kosten entstehen.

Mögliche Spätfolgen

Da die Sofortimplantation eine relativ neue Operationstechnik darstellt, die mit einem sehr komplexen Prozedere einhergeht, sollte sie nur von einem höchst erfahrenen Implantologen durchgeführt werden. Trotzdem bleibt immer ein gewissen Restrisiko bestehen, denn hinsichtlich der langfristigen und vollständigen Heilung des Knochengewebes liegen keine wissenschaftlichen Untersuchungen vor. Bei der Technik der Sofortimplantation handelt es sich um ein wissenschaftlich noch unausgereiftes und nicht gänzlich erforschtes Verfahren. Es existieren keine ausgewerteten Daten über die Ausheilung oder den Verlust von Sofortimplantaten, denn die wissenschaftliche Analyse beschränkt sich hauptsächlich auf die ästhetischen Aspekte dieser Behandlungsform. Zusätzlich ist auch das Verhalten des Patienten, der das Sofortimplantat im Mund trägt, ausschlaggebend für den langfristigen Erfolg. Schlechte Ernährung, starkes Rauchen, ein geschwächtes Immunsystem und mangelnde Mundhygiene müssen als Kontraindikationen in Betracht gezogen werden. Der Patient trägt mit einem gesunden Lebensstil deshalb entscheidend dazu bei, dass das Sofortimplantat gut einheilt und keine Spätfolgen wie Knochenläsionen oder Entzündungen im Mundraum verursacht.

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